Die Frage Wer bin ich? ist für mich eine der übergreifenden Fragen, wenn es um die Persönlichkeitsentwicklung geht. Denn erst wenn Du die Zusammenhänge verstehst wie Du bzw. auch andere Menschen „ticken“, kannst Du an Dir selbst und an deinem Umgang mit anderen Menschen arbeiten. Die Frage Wer bin ich? beantworte ich Dir aus dem Blickwinkel der Evolutionsgeschichte/ Gehirnforschung, der Psychologie sowie der Philosophie. Eine eindeutige Antwort auf diese Frage kannst Du nur Dir selbst geben, Feedback von anderen Personen kann aber auch wichtig sein um zu erfahren wer Du bist. Selbsterkenntnis ist Dein Versuch, Dich objektiv (so gut es geht, Du kannst ja nur subjektiv) zu reflektieren.

Wer bin ich? Fragen und Antworten.

Wer bin ich? Fragen und Antworten.

Wer bin ich? – Evolution und Gehirnforschung

Gehirn

Wer bin ich? – Das menschliche Gehirn

Evolutionsgeschichte

Um besser zu verstehen, warum Du so tickst wie Du tickst musst Du Dir erst einmal eingestehen, dass Dein Gehirn so ist wie es ist, weil Du dadurch einen evolutionären Vorteil hast und dein Gehirn Dir dein Überleben sichert bzw. gesichert hat. Du bist ein Säugetier und wie andere Tiere auch geleitet durch Triebe, Motive und Instinkte und Du stammst von Reptilien ab. Unser heutiges Gehirn ist sozusagen um das Gehirn eines Reptils gewachsen.

Zudem bist Du ein soziales Lebewesen, welches den Großteil des Gehirns auch für die Interaktion in der Gemeinschaft verwendet, denn diese Interaktion sichert dein Leben. Anhand der Gehirngröße von Säugetieren lässt sich erkennen, wie sozial diese Tiere leben. Der Mensch ist demnach das sozialste Tier, mit dem größten Gehirn. Der Mensch kann bis zu 150 Menschen „gut kennen“.

Du bist zudem ein sehr emotionales Lebewesen. was durch die soziale Prägung bestimmt ist. Du bist nicht wesentlich klüger als die ersten Homo Sapiens der vor ca. 400.000 Jahren hervortraten und Du verhalltest Dich auch wie diese.

Deine Umwelt ist heute jedoch sicherlich eine Andere als vor einigen Tausen Jahren, du kämpfst mit ständiger Ablenkung (piepsende Handys, Emails, Informationsüberflutung), dafür hast Du keine Angst mehr vor dem Säbelzahntiger. Du funktionierst auch die meiste Zeit im Autopilot (z.B. beim Autofahren, Essen, etc.). Deine Intelligenz benötigst Du nur, wenn Du im Autopilot nicht weiter kommst und Du Komplexe aufgaben lösen musst.

Wissenschaftler sehen das Gehirn wie ein Algorithmus, welches aus den hereinkommenden Sinneseindrücken und Empfindungen sowie deinen Emotionen, Motiven und Gedanken Handlungen oder weiter Gedanken auslöst. Deine Gehirn ist ein Computer welcher aus chemische Prozessen basiert.

Aufbau des Gehirns

Das Gehirn kann grob und vereinfacht in 4 Teile aufgeteilt werden. Die Reihenfolge

  • Hirnstamm (verantwortlich für Sinneseindrücke, Herzschalg, Atmung, Reflexe)
  • Zwischenhirn (Das Zwischenhirn ist ein Vermittler zum Großhirn. Es nimmt die Sinne wie Sehen, Riechen, Hören, Fühlen, Schmecken auf, regelt emotionale Empfindungen und ist verantwortlich für unsere Schmerzempfindung sowie Triebe, Motive und Instinkte.)
  • Kleinhirn (Das Kleinhirn ist für die Motorik verantwortlich, kognitiven Leistungen, beim Sprechen, sozialen Verhalten und unbewussten Abläufen/ Gewohnheiten)
  • Großhirn (Verantwortlich fürs Denken, Planen, Entscheidungen Fällen, Vernunft, unterdrücken von Impulsen, teilweise Verarbeitung von Emotionen und weitere geistigen Höchstleistungen)

Zudem ist das Gehirn in die linke und rechte Gehirnhälfte aufgeteilt. Auch hier findet eine Arbeitsteilung statt.

  • Linke Gehirnhälfte
    • Nimmt Informationen der rechten Körperseite auf
    • Sprachverarbeitung
    • Analytische Aufgaben
    • Visuale Aufgaben
    • Es wird behauptet, Wissenschaftler benutzen mehr die linke Gehirnhälfe
  • Rechte Gehirnhälfte
    • Nimmt Informationen der linken Körperseite auf
    • Raum-/ Strukturerkennung (z.B. Gesichter)
    • Es wird behauptet, Künstler benutzen mehr die rechte Gehirnhälfte

Die für uns relevanten Informationen der Aussenwelt, die über die Sinne (Hirnstamm/ Zwischenhirn) ans Großhirn gelangen, sind immer bereits emotional & unterbewusst bewertet bzw. gefärbt. Rein rationale Entscheidungen die alleine durch das Großhirn möglich wären gibt es also nicht. Daher kommt der Spruch:

Entscheidungen werden Emotional getroffen und rational begründet.

Tatsächlich ist es so, dass wenn der Mensch etwas tut, er dafür immer eine Begründung (er)findet, auch wenn die Aktion unterbewusst ausgeführt wurde.

Ich-Zustände im Gehirn

Die Frage nach dem Ich beantworten Hirnforscher anhand von Störungen im Gehirn die z.B. durch Verletzungen hervorgerufen werden. Daher weiß man, welche Ich-Zustände es im Körper gibt:

  • Körper-Ich (Erkennen und Bewusstsein des eigenen Körpers)
  • Verortungs-Ich (Wo bin ich gerade?)
  • Perspektivisches-Ich (Wo stehe ich in der Welt?)
  • Erlebnissubjekt-Ich (Sinneseindrücke, Gefühle und Wahrnehmungen sind meine)
  • Konroll-Ich (Verantwortung für Handlungen und Gedanken)
  • Autobiografisches-Ich (sich selbst als ein und derselbe erleben)
  • Selbst-reflexives-Ich (über sich selbst nachdenken)
  • Moralisches-Ich (Gewissen: Was ist gut, was ist schlecht?)

Bewusstsein & Unterbewusstsein

Unsere Aufmerksamkeit richtet sich nur auf einen Bruchteil dessen, was wir sehen, hören und fühlen, und zwar auf die Teile die gerade den Zielen und Bedürfnissen entsprechen. Viele Eindrücke wandern ins Unterbewusste und werden dort verarbeitet.

Der Mensch hat am Tag nur eine gewisses Mass an bewusster Aufmerksamkeit und kann kann nur eine bewusste Tätigkeit auf einmal erledigen. Die unterbewussten Prozesse bzw. Aufnahme erfolgt laufend parallel, automatisch und mühelos im Hintergrund.

Test zum Beispiel mit diesem Video deine Aufmerksamkeit. Wie oft spielen sich die weißen Spieler den Ball zu?

Zum Unterbewusstsein gehört auch der Schatten. Unter den Schatten fallen Deine Persönlichkeitseigenschaften, die Du nicht wahr haben möchtest, die Du unterdrückst, Die Du bestreitest und mit aller Macht versuchst nicht anzuerkennen. Durch das Konzept des Schattens kannst Du Deine unbekannten und unerwünschten Persönlichkeitsmerkmale erfassen und darüber sprechen und somit Dein Schattenkind heilen. Der Schatten sind die Eigenschaften die wir nicht in das verantwortungsbewusste Bewusstsein bringen können. Der Schatten ist für Dein hemmendes und destruktives Verhalten verantwortlich.

Persönlichkeitsentwicklung

Bei den Charaktereigenschaften bzw. den Persönlichkeitseigenschaften verhält es sich evolutionär wie folgt:

  • 50% der Charaktereigenschaften sind angeboren
  • 30% der Charaktereigenschaften werden zwischen 0 und 5 Jahren ausgeprägt
  • 20% der Charaktereigenschaften werden durch das soziale Umfeld wie Eltern, Schule, Freundeskreis etc. geprägt

Wie Du siehst, kannst Du deinen Charakter mit fortgeschrittenem Alter selbst nicht mehr ändern. In der Zeit bis zu 5 Jahren werden zudem Eindrücke unbewusst aufgenommen. Du hast gar keine Chance zu reflektieren, warum Du so bist wie Du bist, weil Du Dich gar nicht mehr daran erinnern kannst.

Du hast jedoch die Möglichkeit deinen Charakter fein zujustieren. Du kannst kein komplett anderer Menschen werden, dass muss Dir bewusst sein. Du kannst versuchen deine guten, positiven Charaktereigenschaften zu stärken sowie deine schlechten, negativen Charaktereigenschaften zu schwächen bzw. besser in den Griff zu bekommen.

1.6 Gedächtnis & Lernen

Verstehen bedeutet, unbekanntes auf bekanntes zu beziehen, welches wir bereits kennen. Ohne Gedächtnis auch keine Verständnis. Wenn Du dich erinnerst, dann findet dein Gehirn Informationen aus Gedachtem, Erlebtem und Gefühltem. Je mehr Emotionen im Spiel waren um so besser kannst Du Dich erinnern.

Innovationen entstehen z.B. dadurch, dass ein Mensch verschiedenes Wissen miteinander Verknüpft und so neue Lösungen erschafft. Darum ist Wissen solch ein wertvolles Gut.

1.7 Fazit der Gehirnforschung

Anhand der Gehirnforschung sieht man, dass es keine eindeutige Ich-Region im Gehirn gibt. Es ist eher so, dass das „Ich“ aus verschiedenen Gehirnregionen besteht und diese miteinander arbeiten oder auch manchmal in Konflikt stehen.

Die Kognitive Revolution und das rationale Denken wie wir es heute kennen ist erst ca. 70.000 Jahre alt. Kein Wunder also, dass die älteren Gehirnregionen oft über uns bestimmen, oft unterbewusst, ohne dass wir überhaupt etwas mitbekommen.

Die Gehirnforschung sieht den Menschen ähnlich wie ein Computer, welcher aus verschiedenen Programmen (Gehirnregionen) und seinen jeweiligen Algorithmen besteht.

Durch seien Intelligenz ist der Mensch als einziges Lebewesen im Stande über sich selbst und sein eigenes Denken nachzudenken. Um zu verstehen wie Verhalten entsteht bedient der Mensch sich verschiedener Modelle aus der Psychologie und Überlegungen der Philosophie.

2. Wer bin ich? – Psychologie

In der Psychologie werden Modelle menschlichen Verhaltens beschrieben, die sich nicht alleine durch die Gehirnforschung beschreiben lassen. Emotionen lassen sich durch die Gehirnforschung durch chemische Reaktionen beschreiben, jedoch ist niemandem klar, wie diese zustande kommen, hier hilft die Psychologie mit Ihren Methoden.

Das Ich ist z.B. kein Teil des Gehirns sondern beschreibt die Zusammensetzung der individuellen Wahrnehmungen. Ein gängiges Modells zur Beschreibung des Ich ist das Strukturmodell der Psyche von Siegmund Freud. Demnach besteht das Ich aus 3 Instanzen:

  • Über-Ich
    • Normen, Ideale, Leit- & Weltbilder (durch Erziehung und sozialen Einfluss)
    • Moral
    • Das eher rationale Über-Ich lässt sich im Gehirn dem Großhirn zuordnen
  • Ich
    • Steuernde/ Vermittelnde Instanz
    • Erhält Impulse der Umwelt, des Es und Über-Ich. Aus diesem Mix entsteht Planung und Durchführung des konkreten Verhaltens.
    • Das Ich kann das Es nicht kontrollieren, da dieses sich dem Bewusstsein entzieht.
    • Erkennt sich selbst (Selbsterkenntnis, Selbstbewusstsein, Selbstverwirklichung, Selbstachtung, Selbstverständnis, Identität, Selbstwertgefühl)
    • Das Ich lässt sich dem Großhirns zuordnen
  • Es / Schatten
    • Unterbewusstsein
    • Triebe & Motive
    • Emotionalität
    • Automatische Verhaltensweisen/ Gewohnheiten
    • Das Es lässt sich im Gehirn dem Hirnstamm, Zwischenhirn und Kleinhirn zuordnen. Zudem ist auch ein Teil des Großhirns für die Verarbeitung der Emotionen zuständig (Orbitofrontaler Cortex).

Um eine ganze, vollkommene Person zu werden, musst Du Deine positiven Eigenschaften (meist bewussten Eigenschaften) und Deine negativen Eigenschaften (meist im Schatten) erkennen, akzeptieren und vermischen. Nur wenn Du Dich als ganzes siehst, kannst Du mit Dir selbst frieden schließen.

3. Wer bin ich? – Philosophie

  • Seelenwagen – Phaidros (gehorsames & störrisches Pferd & Lenker)
  • Selbstverständnis
  • Weltverständnis

4. Wer bin ich? – Spiritualität

Weiterführende Informationen & Ressource

Die Frage – Wer bin ich – ich meines Erachtens die Eingangsfrage zu weiteren interessanten Fragestellungen. Diese können wie folgt gegliedert werden:

  • Reflexion
  • Allgemeine Fragen
  • Wegweisende Fragen

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